Diagnose, Versorgung und Frühförderung hörgeschädigter Kinder nach dem Neugeborenen-Hörscreening – gelingt alles tatsächlich „früh“?
Diagnosis, hearing care and early intervention in Children with hearing loss after the newborn hearing screening – does all this happen really “early”?

Karolin Schäfer1, Manfred Hintermair2
1Universität Duisburg-Essen; 2Pädagogische Hochschule Heidelberg

Zusammenfassung: Hintergrund: Das flächendeckende Neugeborenen-Hörscreening (NHS) in Deutschland bietet die Möglichkeit, angeborene Hörstörungen zu einem frühestmöglichen Zeitpunkt zu erkennen und Kinder einer frühen Diagnostik, Versorgung und Förderung zuzuführen. Jedoch führt alleine die Durchführung des Screenings nicht automatisch dazu, dass Kinder tatsächlich auch früh versorgt und früh gefördert werden. Methode: In der vorliegenden Untersuchung machten n = 316 Mütter von hörgeschädigten Kindern ab dem Geburtsjahrgang 2009 in einem Fragebogen retrospektive Angaben darüber, ob das Neugeborenen-Hörscreening bei ihrem Kind durchgeführt wurde, wann die endgültige Diagnose und Versorgung erfolgten und wann die hörspezifische Frühförderung begann. Für die Auswertung wurden Cluster-, Diskriminanz- und Varianzanalysen durchgeführt. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem Kinder mit angeborenen einseitigen sowie leichtgradigen Hörverlusten später erkannt werden. Hochgradige angeborene Hörverluste werden früher diagnostiziert und versorgt, allerdings nicht in allen Fällen. Kinder mit später erworbenen Hörverlusten erhalten die Diagnose erwartungsgemäß deutlich später als Kinder mit angeborenen Hörverlusten. Bezüglich Diagnosezeitpunkt, Versorgung und Beginn der Frühförderung gibt es große zeitliche Unterschiede zwischen den drei genannten Gruppen. Fazit: Die Früherkennung von angeborenen und später erworbenen Hörverlusten im Kindesalter ist Voraussetzung für die frühe Versorgung und die Zuführung zu hörspezifischer Frühförderung. Neben der Verbesserung des Trackings nach dem Neugeborenen-Hörscreening gibt es einen Bedarf an weiteren Hörscreenings und pädaudiometrischer bzw. Hördiagnostik.

Stichwörter: Neugeborenen-Hörscreening, Früherkennung, Hörschädigung, Kinder

Abstract: Background: Universal Newborn Hearing Screening (UNHS) in Germany offers the opportunity to detect congenital hearing loss at the earliest possible time and to provide early diagnosis, early hearing device provision, and early intervention to children with peripheral hearing loss. However, hearing screening alone does not necessarily result in children receiving hearing devices and early intervention at the earliest. Method: In the present study, n = 316 mothers of children with hearing loss born in 2009 or later provided retrospective information on a questionnaire on if their child had undergone UNHS, at what time the final diagnosis was made, and at what time hearing devices were provided and early intervention began. For evaluation, cluster analyses, discriminant analyses, and variance analyses were performed. Results: The results show that particularly children with congenital unilateral and mild hearing loss were recognized later. Severe-to-profound congenital hearing loss is diagnosed and treated earlier, but not in all cases. As expected, children with late-onset hearing loss are diagnosed much later than children with congenital hearing loss. There are large time differences between the time of diagnosis, the provision of hearing devices and the onset of early intervention between the three groups. Conclusion: Early detection of congenital and late-onset hearing loss in childhood is a prerequisite for early provision of hearing devices and referral to early intervention. In addition to improving tracking after UNHS, there is a need for further hearing screenings and pediatric audiometric or hearing diagnostics.

Keywords: (Universal) Newborn Hearing Screening, early detection, hearing loss, children

Erstveröffentlichung in: GMS Z Audiol (Audiol Acoust) 2024;6:Doc19/zaud000054

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